Mit unseren Kindern Enten am heimischen Weiher füttern oder beim Angeln Fische anlocken, zwei Dinge die wir Alle in unserer Freizeit schon einmal gemacht haben, die zur Alltagsnormalität gezählt werden können und gerade den Kleinsten jede Menge Spaß bescheren. Aus Sicht des Gewässers, ist dieser Futtereintrag jedoch nicht ganz unproblematisch. Was beim Füttern im und am Gewässer bedacht werden sollte, ob es überhaupt nötig ist, was dabei passiert und wie nachhaltiges Füttern aussehen kann, erfahren Sie in diesem Beitrag – eine Aufklärung.
Gerade für Kinder kann Enten füttern ein erster wichtiger Kontakt zur Natur sein. Erste Erfahrungen und Erlebnisse mit unseren Wasservögeln, wie Enten, Schwänen und Bleßhühnern werden gemacht und gehören unbedingt zur naturverbundenen Erziehung dazu. Ein Bezug zur Tier- & Pflanzenwelt, zum Fliegen, Schwimmen und Tauchen wird so leicht verdeutlicht und die umliegende Umgebung obendrein spielerisch entdeckt.
Doch was sollte beim Füttern von Wasservögeln beachtet werden? Die Vögel nicht zu füttern, sondern nur zu beobachten ist sicherlich die beste Wahl. Um uns den Spaß aber nicht zu verderben, hier einige Hinweise zur umweltbewussten Fütterung:
Bitte nutzen Sie kein Brot als Futtermittel! Warum – dazu später mehr. Bitte streuen Sie nur Futter an Land aus, denn das Gewässer wird durch das unnatürliche Futter belastet und verschmutzt. Außerdem sollte nur so lange gefüttert werden, wie die Tiere auch Hunger zeigen. Futterreste schaden nicht nur dem Gewässer, sondern locken auch Ratten. Durch regelmäßiges Füttern an ein und demselben Platz verlieren Wasservögel, wie Enten und Bleßhühner, ihre natürliche Scheu und werden so viel schneller Opfer von Hunden oder dem Straßenverkehr. Möglicherweise entstehen Probleme mit verkoteten Uferbreichen.
Das oftmals Brot als Futtermittel die erste Wahl ist, hat sich – warum auch immer – in unserem kollektiven Allgemeinwissen verankert. Das Brot eine sehr unglückliche Wahl ist, wissen die Wenigsten und das bedarf Aufklärung. Brot besteht zum in großen Teilen aus Zucker und Salz. Das gehört nicht in Vögelmägen! Brot quillt im Magen der Tiere auf und hat im ungünstigsten Fall eine Erkrankung der Tiere zur Folge.
Futter sollte auch nicht ins Wasser geworfen werden, da die Reste zu Boden sinken und das Gewässer unnötig verschmutzt wird. Gerade Brotreste neigen am Gewässergrund zum Verschimmeln und es entsteht, bei den darauf folgenden Zersetzungs- und Abbauvorgängen, eine toxische Matte aus Blaualgen und Bakterien. Der See wird somit unnötig überdüngt. Vögel und Fische die verdorbenes Futter fressen werden krank. Bleßhühner zum Beispiel lieben Fischfutter, wie es in der modernen Sportfischerei verwendet wird und sind oft eifrig damit beschäftigt sich an den Futterplätzen der Angler zu vergnügen. Die natürliche Nahrung der Fische und Vögel, wie Pflanzen, Würmer, Muscheln und Krebstiere sterben durch solche giftigen Teppiche ab. Hinzu kommt, dass der bakterielle Abbau dieser Reste zusätzlich sehr viel Sauerstoff benötigt, welches dem Wasserkörper entzogen wird und somit den Fischen zum atmen fehlt. In flachen Gewässern kann Sauerstoffmangel gerade im Sommer großen Schaden anrichten. Auch gewässertypische Pflanzen können, unter Umständen, aufgrund unzureichender und mangelhafter Sauerstoffversorgung, durch andere -gewässeruntypische und sauerstoffmangelresistente- Pflanzenarten verdrängt werden.
Insgesamt verschlechtern sich also die Lebensbedingungen für alle betroffenen, seetypischen Lebensformen und im schlimmsten Fall kann es dazu kommen, dass Algen zu stark wachsen und der See “umkippt”. Das gesamte Gleichgewicht des Gewässers ist so in Gefahr und das ist aus unserer heutigen Sicht, mit der Verantwortung, die wir als Menschen tragen, mehr als unnötig. Aufklärung ist also das höchste Gebot.
Wasservögel zu füttern muss und soll aber kein Tabu sein. Werden die oben genannten Hinweise in Verbindung mit dem richtigen Futtermittel in die Tat umgesetzt steht dem Vergnügen nichts im Wege und eine Begegnung mit wild lebenden Tieren bzw. glücklich lachende Kinderaugen gehören zu den schönsten Momenten in einem Menschenleben.
Geeignete Futtermittel sind Getreideschrot, Sämereien, Haferflocken, Äpfel, Birnen, frisches Grün wie z.B. Löwenzahn oder gleich spezielles Vogelfutter aus dem Fachhandel. Es ist natürlich darauf zu achten, dass die vegetarische Kost frisch und unverdorben ist. Im Grunde also alles ganz einfach, unkompliziert und genauso kostenneutral wie Brot.
Betrachten wir die moderne Sportfischerei, so ist das Anfüttern und Locken der entsprechenden Zielfische (zumeist Friedfische) bei Anglern eine gängige und adäquate Praxis. Oftmals wird, so zeigt es uns die Praxis, – wenn Lock – & Futtermittel verwendet werden – nicht unbedingt sparsam, punktuell und/oder gar nicht gefüttert, wobei ich hier keine pauschale Anklage erheben will, sondern aus eigener Erfahrung spreche, wenn ich zum Beispiel die moderne Ansitzfischerei beobachte, die, Tage vor dem eigentlichen Fischen, sehr hohe Futtermengen ausbringen um so genannte Futterplätze anzulegen. Wir sollten so ehrlich zu uns selbst und zu unserer Natur sein und diese Probleme ganz ruhig und sachlich betrachten, denn nur so können wir langfristige Schäden vermeiden und ohne begrenzende Regulierung nachhaltige Bedingungen schaffen.
Die, wie beim “Enten füttern”, auftretenden Probleme sind beim Fischfutter ähnlich, wenn nicht gleich. Es entstehen giftige Teppiche aus verfaulenden Futterresten, die Tiere, Pflanzen und Gewässer unnötig belasten.
Die folgenden Bilder zeigen einen solchen toxischen Teppich, unterhalb eines Privatsteges, in einem märkischen Klarwassersee. Die sonst noch relativ intakte Unterwasserwelt dieses Gewässers hat hier schon deutlich Schaden erlitten. Bitte helfen Sie mit, dass so etwas bald der Vergangenheit angehört!
Laut aktuellen Studien, der europäischen Umweltagentur EEA wurden in 2018 nur noch 8,4% der deutschen Gewässer mit dem Qualitätsmerkmal “gut” bewertet. Dieses Prädikat wurde im restlichen EU-Gebiet immerhin bei 40,6% der überprüften Gewässer vergeben. Ein deutliches Warnsignal und ein alarmierender Zustand zugleich! Denn, in Deutschland gibt es so viele Standgewässer, mit einer Größe über 1ha, dass es keine offiziellen Bestandszahlen dafür gibt. Zeit zum Neudenken!
Der deutsche Angelfischer Verband DAFV engagiert sich mit seiner Kampagne #ProtectWater vorbildlich für Tier- und Gewässerschutz in Deutschland! Eine offizielle Richtlinie für alle organisierten und nicht-organisierten Angler in Deutschland, zum Thema “Nachhaltig (An)Füttern” habe ich während der Recherche zu diesem Artikel, auch in führenden Fachmagazinen, leider nicht gefunden. Lapidare aber erfreulicher Weise auch kritische Kommentare und Gedanken einiger Sportfischer schon. Dabei wäre eine solche Richtlinie für die Zukunft sicherlich äußerst wünschenswert. Zumal sich eben viele, vor Allem junge, Sportfischer gewissenhaft mit diesem Thema beschäftigen. Bei unseren europäischen Nachbarn und auch in deutschen Privatgewässern gibt es heute schon vereinzelt Bestimmungen zur erlaubten maximalen Futtermenge pro Angler, pro Tag. Ein sehr hilfreiches und nachhaltiges Vorgehen mit Vorbildcharakter.
In diesem Zusammenhang deutliche Verbote auszusprechen, wäre doch der falsche Weg, denn die Geschichte und die Gegenwart zeigen uns deutlich, dass Verbote immer Zuwiderhandlungen und Unverständnis nach sich ziehen. Dieses Thema muss offen und ehrlich besprochen und kommuniziert werden, denn Angler lieben Ihre Gewässer und würden derartige Gebote höchstwahrscheinlich unterstützen. Bei entsprechender Aufklärung würde hoffentlich ein natürlicher Selbstregulierungsprozess einsetzen, der Verbote überflüssig machen könnte und verfaulende Futterreste am Gewässerboden von Selbst verschwinden lässt. Gesunder Menschenverstand ist gefragt.
Das Gleiche gilt für “Entenfütterungs – Verbote”. Aufgrund der angesprochenen Umweltbelastungen ortsabhängig leider nötig – wir alle kennen giftgrüne tote Tümpel. Wir Alle tragen die Verantwortung für unseren Lebensraum. Hier ein weiteres positives Beispiel vom Bezirksamt Berlin Charlottenburg / Wilmersdorf, welches auf Aufklärung, satt Verbobt beruht. Sollten wir nicht grundsätzlich Probleme mit Aufklärung anstatt Verboten lösen?
Ich hoffe, dass diese Problematik, bzw. Aufgabenstellung in Zukunft, zum Wohle Aller, gelöst bzw. besprochen wird und sich so von Selbst zum Guten ändert. Erstrebenswert wäre ein breites positives Bewusstsein, eine flächendeckend positive Resonanz betreffend aller problematischen Umweltthemen in diesem Land, um eine bessere Lebensgrundlage für uns Selbst zu schaffen. Große Veränderungen beginnen mit kleinen Details. Welche Auswirkungen Brotreste in einem Gewässer haben, sind in diesem Artikel betrachtet worden. Lapidar und unwichtig ist das nicht! Wasser ist nicht nur unsere elementare Lebensgrundlage, es ist unser Element. Die, darin lebenden, Tiere und Pflanzen gehören dazu, wir gehören dazu. Alles bedingt sich gegenseitig, alles hängt miteinander zusammen.
Kein Frosch trinkt den Teich aus, in dem er lebt.
indianische Weisheit
Was wollen wir trinken, wenn es kein sauberes Grundwasser mehr gibt?